Mineralien sind das vergessene Fundament unserer Gesundheit

Ein Gespräch mit Dr. Stefan Hügel über Spurenelemente Mangel Gartenerde, Trinkwasser und unser Mikrobiom
Dr. Stefan Hügel ist Bioverfahrenstechniker, leidenschaftlicher Forscher und Autor eines Buches über Mineralienversorgung und die Auswirkung von Spurenelemente Mangel. Was ihn antreibt: Die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze beginnt im Boden – und mit dem Verständnis für Spurenelemente. Im Interview spricht er über gute Gartenpraxis, die Qualität unseres Trinkwassers und unserer Lebensmittel – und warum Humus mehr kann als nur düngen.
Herr Dr. Hügel, wie sind Sie zum Thema Mineralien gekommen?
Ich habe mich in meiner Promotion intensiv mit den Stoffkreisläufen der globalen Landwirtschaft beschäftigt – und dabei gesehen, wie ineffizient unser System ist. Gerade Stickstoffdünger wird in Massen eingesetzt, während viele andere essenzielle Mineralien und Spurenelemente vernachlässigt werden.
Pflanzen brauchen mindestens 17 lebenswichtige Elemente – im Ackerbau werden aber meist nur drei gezielt gedüngt.
Diese Einseitigkeit schwächt die Pflanzengesundheit – und letztlich die Gesundheit aller, die diese Pflanzen essen.
Welche Rolle spielen Mineralien in der menschlichen Ernährung?
Eine sehr große. Viele Menschen glauben, sie würden alle Nährstoffe mit der normalen Ernährung aufnehmen – doch das ist heute oft nicht mehr der Fall. Unsere Böden sind vielfach verarmt an Spurenelementen wie Selen, Kobalt, Jod, Lithium oder Chrom. Dieser Spurenelemente-Mangel betrifft Pflanzen, Tiere und Menschen gleichermaßen.
Selen stärkt das Immunsystem und schützt Zellen – doch in Mitteleuropa sind die Böden fast leer davon. Finnland hat dieses Problem bereits in den 1980er-Jahren erkannt und eine einfache, aber wirkungsvolle Lösung umgesetzt: Alle landwirtschaftlichen Flächen werden dort seither mit Selen-angereichertem Dünger versorgt.
Die Folge: Der Selengehalt in Getreide, Milch und Fleisch stieg deutlich an, und auch die Selenwerte der Bevölkerung normalisierten sich innerhalb weniger Jahre. Studien zeigen, dass in Finnland seither Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schilddrüsenprobleme und bestimmte Krebsarten messbar zurückgegangen sind. Das Beispiel macht deutlich, wie entscheidend eine gezielte Spurenelementversorgung über den Boden für die Gesundheit einer gesamten Bevölkerung sein kann.
Kobalt ist unverzichtbar für die Bildung von Vitamin B12, das sowohl das menschliche Mikrobiom als auch Wiederkäuer benötigen. Jod ist zentral für den Stoffwechsel, wird aber meist nur über jodiertes Speisesalz zugeführt. Und Lithium – ein Spurenelement, das stark mit mentaler Stabilität verknüpft ist – fehlt heute oft vollständig im Trinkwasser.
Besonders Vegetarier, Veganer und Menschen mit hohem Stressniveau sind gefährdet, weil sie diese Mikronährstoffe über die Ernährung nur unzureichend aufnehmen.

Wie decken Sie persönlich Ihren Mineralstoffbedarf?
Ich habe eine eigene Spurenelementmischung entwickelt, weil ich kein Produkt gefunden habe, das umfassend genug war. Viele wichtige Elemente – wie Lithium – dürfen gar nicht als Nahrungsergänzung verkauft werden, obwohl ihre Bedeutung für die psychische Gesundheit gut dokumentiert ist. Wer interesse hat hier mitzuforschen, kann sich gerne auf der Seite meines Vereins almaterra – Verein zur Wiederherstellung des Mineralienkreislaufs für Mensch, Tier, Pflanze und Boden intensiver erkundigen.
Was ist für Sie „perfektes Trinkwasser“?
Natürliches Wasser, das durch Gesteinsschichten gesickert ist und dabei Mineralien und Spurenelemente aufnimmt. Ich halte es für problematisch, dass Osmoseanlagen fast alles herausfiltern – auch essentielle Stoffe wie Lithium. Studien zeigen, dass ein niedriger Lithiumgehalt im Trinkwasser mit erhöhtem Suizid- und Gewaltverhalten korreliert.
Mineralien im Wasser sind keineswegs „unverwertbar“ – im Gegenteil: Unsere Darmschleimhaut ist darauf ausgelegt, gelöste Mineralien in ionischer Form aufzunehmen.
Welche Bedeutung hat Mineralienausgleich für Gärtner*innen im Hobbygarten?
Die meisten Hobbygärten haben noch viel Potenzial. Besonders Silizium (bzw. Silikate) ist entscheidend: Es stärkt Zellwände, erhöht die Widerstandskraft gegen Schädlinge und bindet schädliches Aluminium – wie ein natürliches Gegengift.
Auch für den Menschen ist Silizium wichtig: Es unterstützt Haut, Bindegewebe und Knochen, ist aber nur schwer bioverfügbar. Gute Quellen sind Ackerschachtelhalmtee, Getreide oder fermentierte Lebensmittel wie Bier.
Eine erweiterte Bodenanalyse (z. B. nach Kinsey/Albrecht) zeigt oft Mängel an Selen, Kobalt oder Jod, die sich mit geringem Aufwand beheben lassen – mit großer Wirkung auf Pflanzengesundheit und Ertrag.
Wie können Gärtner*innen ihren Boden verbessern?
Drei Dinge sind entscheidend:
- Gesteinsmehle wie Diabas oder Zeolith – sie liefern Silizium und verbessern die Bodenstruktur.
- Effektive Mikroorganismen (EM) – sie beleben das Bodenleben und machen Nährstoffe pflanzenverfügbar.
- Humusaufbau – Humus speichert Nährstoffe, verhindert Auswaschung und schafft ein stabiles, lebendiges Bodenmilieu.





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Welche Rolle spielt das Bodenmikrobiom?
Eine zentrale. Viele Nährstoffe wie Eisen oder Mangan sind zwar im Boden vorhanden, aber nicht pflanzenverfügbar, weil sie oxidieren. Ein aktives Bodenmikrobiom wandelt diese Elemente in eine nutzbare Form um. Ohne Bodenleben helfen auch zusätzliche Düngergaben nichts – es kommt auf das Milieu an, nicht auf die Menge.




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Und beim Menschen?
Auch im menschlichen Körper entscheidet das Mikrobiom über die Mineralstoffaufnahme. Eine gestörte Darmflora kann Spurenelemente-Mängel verursachen, selbst bei ausgewogener Ernährung. Mikroorganismen helfen, Mineralien zu aktivieren, zu transportieren und zu verwerten – ganz ähnlich wie im Boden.
Wenn Sie Gärtner*innen drei Dinge mitgeben dürften – welche wären das?
✅ Lass den Boden analysieren – nicht nur auf NPK, sondern auf Spurenelemente.
✅ Arbeite mit Gesteinsmehl – es ist kostengünstig, wirkt langfristig und liefert vor allem Silizium.
✅ Fördere das Bodenleben – durch regenerative Methoden, die Humus aufbauen. Nur ein lebendiger Boden kann Nährstoffe aufnehmen und weitergeben.
Dr. Stefan Hügel ist Initiator des Vereins almaterra, der sich für bodenbasierte Gesundheitsbildung einsetzt.
Seine Vision: Gesunde Böden, gesunde Pflanzen, gesunde Menschen – und ein neues Bewusstsein für die elementare Rolle der Spurenelemente.
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Hier findest du das Gesamte Interview als Podcast zum nachhören
