Gülle richtig behandeln – und alle haben was davon…
Wer mich kennt, weiß dass ich eine geheime Leidenschaft für das Thema Gülle hege. Einfach aus dem Grund, weil man aus dem scheinbaren Problemdünger, den man angeblich im Zuge der modernen Landwirtschaft hinnehmen muss, ganz leicht einen hochwertigen organischen Volldünger machen kann. Und zwar so, dass er gut düngt, die Fruchtbarkeit der Böden steigert und dem Nebeneffekt, dass es nicht mehr stinkt.
Wie die Bauern aus dem Rosenheimer Projekt nur zu gut wissen: Die „gute“ Landluft riecht nicht nach Ammoniak und die geruchsbedingte Ausgangssperre im Frühjahr muss man seinen Nachbarn auch nicht zumuten.
Richtig behandelte Gülle stinkt nicht, sie ätzt nicht und sie liefert Nährstoffe dorthin wo sie gebraucht werden, in die oberen Bodenschichten, wo die Kulturpflanzen wurzeln. Nährstoffe in behandelter Gülle liegen weniger in Form von flüchtigen Gasen vor, es gibt weniger Stickstoffverluste während der Lagerung und der Ausbringung. Somit können Mineraldüngergaben im Ackerbau sukzessive und im Grünland radikal reduziert werden.
Aber noch mal zurück zum Anfang. Wird die Gülle richtig behandelt und zwar mit EM, Gesteinsmehl und Pflanzenkohle und gewährt man dieser Mischung genug Einwirkzeit (4-8 Wochen wären optimal), verändert sich die Gülle gewinnbringend. Diejenigen, die sich an unsere Empfehlungen halten, sind begeistert von der Konsistenz (Rückmeldungen wie „Die Gülle ist wie Sahne“ oder „…wie Schokomousse“ sind keine Seltenheit) und der Geruch geht gegen Null. Jeder, der schon einmal Gülle ausgefahren hat kennt das: Am Abend riecht man selbst nach einer ausgiebigen Dusche noch manchmal was man den ganzen Tag getan hat. Der Geruch ätzt sich richtig in die Haut. Behandelte Gülle kann leicht mit Wasser abgewaschen werden und der Geruch ist sofort weg.
Behandelte Gülle ist Mehrwert
Genauso wie sie sich nicht in die Haut „frisst“, werden Blattoberflächen nicht verätzt. Das bedeutet, dass sie in den wachsenden Bestand ausgebracht werden kann. Die Güllegaben haben eine hohe Düngewirkung auch in geringen Ausbringmengen und die Nährstoffe können gleich von der aktiven Wurzel- und Bodenmikrobiologie verbaut werden. Behandelte Gülle wird ausschließlich bei trockenem Wetter ausgebracht. Ihre sämige Konsistenz verhindert, dass sie sich am Blatt „festfrisst“ und die Pflanze beschädigt, vielmehr formt sie Tropfen und perlt vom Blatt ab. Im Grünland dankt das vor allem der Kleebestand, aber auch die hochwertigen Futtergräser mit regem Wachstum. Auch Mais kann solange mit Gülle gedüngt werden, bis das Güllefassl nicht mehr in den Bestand passt.
Zusammengefasst heißt das: Nährstoff-Auswaschungen gehen gegen Null. Düngewirkung und Nutzungsmöglichkeiten der Gülle steigen.
Humus baut sich auf und Bodenfruchtbarkeit wird erhöht.
Hier liegt der eigentliche Mehrwert von behandelter Gülle (auch behandeltes Biogassubstrat möchte ich hier nicht ausnehmen). Wir können die behandelte Gülle effektiv Nutzen, um unsere Böden wieder so aufzubauen, dass sie auch große Wassermengen, wie bei Starkregen, schnell aufnehmen und das Wasser für Trockenperioden speichern können. Jedes Jahr wird der Boden humoser und krümeliger, was die Bodenbearbeitung erleichtert, Diesel spart und den Unkrautdruck langsam vermindert. Die Ertragssicherheit steigt auf lange Sicht.
Mit behandelter Gülle Gewässerschutz leisten
Behandelte Gülle ist zudem DER Lösungsansatz für den Gewässerschutz. Sie könnte auch weiterhin als Dünger genutzt werden, da es bei einem richtigen Gülle-Management, keine Nährstoffeinträge in Ober- und Grundflächenwasser gibt. Und das ohne schwere Gülleausbringtechnik oder großen Investitionsanspruch. Hier bräuchte es auch keine neue Düngeverordnung mit fixen Ideen, wie einer Gülle-Lagerzeit von 9 Monaten. Das Problem bei diesem praxisfernen Lösungsansatz ist nicht nur die Lagerzeit und die Lagerkapazitäten die dafür benötigt werden würden. Das große Problem, das sich mittelfristig zeigen wird, ist die Überforderung der Bodenmikrobiologie mit den immensen Güllegaben in den drei Monaten, die den Bauern noch bleiben, um die Gülleseen abzubauen. Und ohne Bodenmikrobiologie schaut die Zukunft nicht rosig aus eher steppig oder gar wüstig.
Wintergülle jetzt behandeln
Jetzt Gülle aufbereiten und während der gesamten Frühjahrsentwicklung davon profitieren! EM-aktiv und Pflanzenkohle kann jetzt schon in die Güllebehälter eingebracht werden. Die frische Gülle kommt direkt in ein stabiles Milieu in der Grube und bleibt so, bis sie im Frühjahr ausgebracht werden muss. Durch die Lagerzeit bis mindestens Mitte Februar bekommt man die beste Effizienz aus der Behandlung. Grundsätzlich gilt. Je länger die Komponenten in der Gülle wirken können umso besser ist der Effekt. Man sollte ein Minimum von zwei Wochen einberechnen, allerdings sind die Effekte nach 6-8 Wochen Lagerzeit weitaus höher.
Ab sofort kann auch Gesteinsmehl eingeblasen werden. Genaue Mengenangaben für die Behandlung finden Sie hier.
Um eine humusmehrende Behandlung der Flächen über das ganze Jahr zu gewährleisten sollte im Juni/ Juli die Behandlung der Gülle wiederholt werden. Wer möchte kann auch EM-aktiv, Gesteinsmehl und Pflanzenkohle bereits im Stall einsetzen. So wird nicht nur die Gülle aufbereitet, sondern auch das Stallklima sehr positiv beeinflusst. Geruchsentwicklung, Fliegen und Krankheitserreger werden immer weniger.
Bei Fragen zur Gülle- Mist- oder Biogassubstrat Aufbereitung können wir gerne telefonieren. Ich bin immer vormittags für Beratungen telefonisch erreichbar.
Herzlichst
Claudia Crawford
Dipl. Ing. agr.
7 Kommentare zu “Gülle richtig behandeln – und alle haben was davon…”
Claudia Crawford
Grüß Sie Herr Brouwer,
die Wirksamkeit von behandelter Gülle passiert auf mehereren Ebenen.
Erstmal haben wir den erhöhten N-Gehalt, da flüchtige Gase wie Ammoniak nicht mehr verloren gehen. Allerdings hängt es auch ein bisschen vom Bodenzustand ab, wie gut er genutzt werden kann. Es braucht einen belebten Boden, dass die Mikrobiologie den organischen Dünger aufnehmen und umsetzen, also pflanzenverfügbar machen kann. Am aktivsten ist die Bodenbiologie, wenn Pflanzen wachsen, also haben Sie einen besseren Düngewert wenn die Gülle in den wachsenden Bestand ausbringen anstatt auf den unbewachsenen Boden.
Zusätzlich erhöht die behandelte Gülle den Humusgehalt auf den Flächen. Das wiederum erhöht die Kapazität der Nährstoffnachlieferung aus den Bodendepots. Die Düngewirkung von behandelter Gülle hat also nicht nur eine Wirkung im aktuellen Jahr, sondern macht sich auch in Folgejahren bemerkbar.
Im Ackerbau empfehle ich eine Schrittweise Annäherung an eine komplett organische Düngung. Aufdüngung mit mineralischem N-Dünger nach Entzug der Kultur nicht von jetzt auf dann aufhören, sondern die Mengen kontinuierlich senken. Jedes Jahr um 20% oder 30%. Dann kann sich die Bodenbiologie an die organische Kost gewöhnen. Zusätzliche Maßnahmen, wie in der regenerativen Landwirtschaft beschrieben beschleunigen diese Prozesse.
https://chiemgau-agrar.de/anwendungen/ackerbau-2/
Im Grünland kann man die Aufdüngung mit mineralischem N-Dünger sofort einstellen, wenn man die Gülle richtig aufbereitet. 10m3 Gülle je Schnitt und ha, fördert die hochwertigen Futtergräser und den Kleebesatz und führt so zum Vollertrag.
Herzliche Grüße
Claudia Crawford
Uilke Brouwer
Moin zusammen,
Ich habe einem Frage.
Wann Gülle 4kg N behält, und normal 50% wirksam ist, wie hoch ist die Wirksamkeit mit Einsatz von EM und güllekohln?
Grüß Herr Brouwer
http://www.diekmann.tv/startseite/leistungen/agrartechnik.html Sabine Unterleitner
Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Besonders gut gefallen hat mir der positive Aspekt des Stallklimas. Dass Beitragsbild spricht ja auch mehr als 100 Worte.
Stephan Becker
Könnte man mit einem genügend großen Luftsprudler im Güllebecken die Einwirkzeit vielleicht noch verkürzen?
Ich finde es einfach unglaublich was Herr Fischer für die Natur alles auf die Beine gestellt hat. Ohne seinen Vortrag vor drei Jahren in Berlin auf dem „Farbe der Forschung“-Symposium wäre mir diese Leistung völlig entgangen, weil ich auf unsere Qualitätsmedien zum größten Teil verzichte, d.h. die alternativen Medien machen in dieser Hinsicht leider zu wenig. Ich hoffe dass ich da in ein paar Monaten mit einem eigenen Blog nachhelfen kann.
Baden-Württemberg mit der grünen Regierung, die seit sechs Jahren an der Macht ist, hätte sich schon längst zu DEM Vorzeigebundesland in Sachen Biolandwirtschaft wandeln können, aber irgendwie passiert da leider gar nix. Ich bin überzeugt, dass die Biolandwirtschaft in jeglicher Hinsicht für uns und für die Natur besser ist.
Schöne Grüße aus der Eifel.
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Claudia Crawford
Hallo Herr Becker,
Wenn die Gülle belüftet wird, dann gehen Nährstoffe in die Luft. Auch, wenn sich die Einwirkzeit verkürzen würde, wäre der Effekt kontraproduktiv. Es ist sinnvoller darauf zu achten, dass die Pflanzenkohle und die EMs frühzeitig eingerührt werden.
Schöne Grüße aus dem Süden zurück
http://www.gesund-vital-alt-werden.de Sönke Jessen-Richardsen
Ich kann das nur voll unterstützen. Das „Gülleproblem“ ist allgegenwertig. Doch was macht es so schwer, die Landwirte für diese Form der Güllebehandlung zu begeistern?
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Claudia Crawford
Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass man hier eine lange Liste von Gründen aufzählen könnte. Tatsache ist allerdings, dass die Idee der Güllebehandlung noch nicht bei der offiziellen Beratung angekommen ist, auch wenn es schon so viele Landwirte effektiv machen. Es sind nicht nur viele, es sind auch viele dabei, die seit fast 20 Jahren ihre Gülle aufbereiten und auf die Vorteile nicht mehr verzichten wollen.
Die einschlägigen (unabhängigen) Fachzeitschriften sind eher zurückhaltend, was die Berichterstattung über dieses Thema angeht. Auch wenn wir und die Landwirte aus dem Rosenheimer Projekt schon viel Zeit investiert haben, um den Journalisten vor Ort die Vorteile zu zeigen.
Man ist es halt gewohnt, dass Gülle stinkt und die Idee Geld in die „Scheiße“ einzurühren ist erstmal für viele abstruß. Wenn man aber an die vielen positiven Auswirkungen denkt, die die Güllebehandlung mit sich bringt, ist die Rentabilität doch sehr schnell gegeben. Ganz zu schweigen von den Vorteilen für die Umwelt.
Ich finde auch, dass es eine schwierige Thematik ist, mit der man nicht oft Gehör bei den Landwirten findet. Und trotzdem ist es so, dass jedes Jahr neue Interessierte auf uns zu kommen, weil sie etwas verändern wollen. Weil sie mit ihren eigenen Resourcen wirtschaften wollen, den Humus und die Bodenfruchtbarkeit auf ihren Flächen wieder etablieren wollen und so weiter und so fort. Und das macht Mut.